Florian Graefe zu Vortrag im August auf Hauptversammlung in Bremen
Die Geschichte der Deutschen Schule San Sebastián ist ein Spiegelbild der politischen Entwicklungen im 20. Jahrhundert. Besonders die Zeit des Nationalsozialismus und der schwierige Übergang zur Demokratie nach dem Ende der Franco-Diktatur prägen ihr Erbe. Doch wie konnte eine deutsche Auslandsschule in Spanien zur Bühne für Propaganda werden – und wie fand sie den Weg zu demokratischen Werten?
Ab 1933, mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland, veränderte sich der Schulalltag in San Sebastián drastisch. Die Schule wurde nicht nur zu einem Ort der Bildung, sondern auch zu einem Werkzeug der Ideologie. Feierlichkeiten wie der „Tag der nationalen Erhebung“ und das Einbinden von NS-Propaganda in den Unterricht waren nur einige Beispiele für die tiefgreifende Durchdringung des Schullebens. Unterstützung erhielt die Schule dabei von deutschen Konsulaten und dem Auswärtigen Amt, das sie als kulturelle Brücke nutzte – allerdings eine, die vor allem die Ideale des Dritten Reiches exportieren sollte. Doch der Faschismus endet in Spanien und im Baskenland nicht wie in Deutschland 1945. Mit dem Ende der Franco-Diktatur erst dreißig Jahre später begann auch in Spanien ein langsamer und oft schwieriger Weg zur Demokratie.
Diese „Transición“ stellte nicht nur das Land, sondern auch die Deutsche Schule San Sebastián vor die Aufgabe, sich neu zu positionieren. Weg von ideologischen Zwängen, hin zu einem offenen, demokratischen Bildungsauftrag: Ein Prozess, der Mut und Reflexion erforderte.

Die Auseinandersetzung mit dieser Vergangenheit ist von großer Bedeutung. Sie zeigt, wie leicht Bildung instrumentalisiert werden kann – und wie wichtig es ist, aus der Geschichte zu lernen. Gerade heute, in einer Zeit wachsender politischer Spannungen, ist das Bewusstsein für die Gefahren autoritärer Systeme unerlässlich.
Zum Autor: Florian Graefe ist Geschichts- und Erdkundelehrer sowie Berufs- und Studienberater an der Deutsch-Profil-Schule San Sebastián. Er stammt aus Pamplona, ging aber in Wolfsburg auf das Theodor-Heus-Gymnasium, ist Historiker und arbeitet seit 2014 in San Sebastián als OLKer in der Sekundar- und Oberstufe.